Tuesday, November 18, 2014

Wem gehören die Herzen der Massen im Iran?

Gholamreza Takhti (*1930 – †1968), war ein iranischer Freistilringer der zu seiner Zeit äußerst populär war. Aus einfachen Verhältnissen stammend, schaffte er es in kurzer Zeit zur Weltmeisterschaft (1951) und gewann bei vier Olympischen Spielen Gold- und Silbermedaillen. Sein Tod im Jahr 1968 kam überraschend und seine Umstände sind bis heute nicht geklärt. Es heisst, der iranische Geheimdienst SAVAK hätte ihn ermordet. An seiner Beerdigung in einem kleinen Ort 20 km östlich von Teheran nahmen ca. 1 Mio. Menschen teil. Damals war das eine große Überraschung, nicht nur für die iranische Regierung sondern auch für Opposition.


Mohammad Ali Fardin (*1930 – †2000) war ebenfalls ein starker iranischer Freistilringer, der an der Weltmeisterschaft in Tokio 1954 und bei den Olympischen Spielen 1956 große Erfolge feiern konnte. Nach seiner Zeit als Ringer setzte er seine Karriere als Schauspieler fort und spielte in zahlreichen iranischen Spielfilmen mit. Unter der islamischen Republik fiel er in Ungnade und konnte keinen einzigen Film mehr drehen. Wiederum völlig überraschend nahmen mehr als hunderttausend Menschen an seinem Begräbnis im Jahr 2000 teil.


Mahvash (*1920 – †1961) war eine berühmte iranische Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin in der Zeit des Schahs. Sie stammte ebenfalls aus einer armen Familie und hatte zeitlebens ein offenes Herz für die Bedürftigen. In jungen Jahren musste sie als Prostituierte arbeiten, später wurde sie eine bekannte Darstellerin auf Teherans Bühnen. Sie errang bei den breiten Massen tiefe Bewunderung indem sie in ihren Liedern die Probleme, Schwierigkeiten und Frustrationen der einfachen Menschen ausdrückte, die sie selbst nur allzu gut kannte. Unglaublich viele Menschen kamen zu ihrer Beerdigung, worauf niemand vorbereitet war.


Morteza Pashaei (*1984 – †2014) war ein iranischer Sänger, Komponist und Popstar, der erst vor vier Tagen, am 14.11.2014, verstorben ist. Nach seinem Studium des Grafik-Designs an der Azad Universität begann er seine Musikkarriere, mit Liedern, die er zunächst im Internet über Youtube verbreitete. Vor etwa einem Jahr wurde bei ihm Bachkrebs diagnostiziert und seine Konzerte wurden abgesagt. An seiner Beerdigung nahmen Millionen Menschen im ganzen Iran teil. Die Straßen waren voll, der Verkehr in Teheran und anderen Städten brach zusammen.


Dieses Phänomen veranlasste einen Ayatollah gestern zu folgender Aussage: „Was haben wir in den letzten 26 Jahren gemacht, dass wenn ein Geistlicher aus unseren Kreisen stirbt, die Menschen Witze machen und sich freuen, während bei einem 30-jährigen jungen Menschen, der sich in einem islamischen System unislamisch verhalten hat (er meint, Popmusik und Singen überhaupt sei unislamisch) Millionen Menschen sehr höflich zu seiner Beerdigung auf die Straße kommen und dem iranischen Geheimdienst und der Polizei einen unkontrollierbaren und schweren Tag bescheren. … Wir müssen uns schämen …


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