Monday, October 21, 2013

Offener Brief von Fateme Karubi an den iranischen Präsidenten



Ajatollah und Ex-Präsidentschaftskandidat Karrubi, ein altes Foto aus der Zeit vor seiner illegalen Haft


Am Samstag, den 19. Oktober 2013, hat sich die Ehefrau des seit über vier Jahren ohne Gerichtsverfahren unter Arrest stehenden Präsidentschaftskandidaten Karubi (Ajatollah Karubi!) in einem offenen Brief an den neuen iranischen Präsidenten Hassan Rouhani gewandt. Sie erinnert daran, dass Hassan Rouhani im Wahlkampf erklärt habe, er sei kein Oberst, sondern Rechtsgelehrter. Und so beschreibt sie detailliert die Rechtsverstöße, die ihr Mann, sie selbst und die ganze Familie seit den gefälschten Präsidentschaftswahlen vom Juni 2009 erfahren haben.

So wurde und wird ihrem Mann ein Gerichtsverfahren verweigert. Er wird in Arrest gehalten, wobei Hausarrest, ein irreführendes Wort ist. Denn erstens ist er nicht bei sich zu Hause inhaftiert, sondern an einem anderen Ort, wo er weder frische Luft noch Licht hat. Und die Staatsorgane verlangen von der Ehefrau des inhaftierten Karubi sogar die Erstattung der Miete dieses Raums. Ajatollah Karubi selbst hat stets gefordert, ins Gefängnis verlegt zu werden, ins Ewin-Gefängnis, denn dann müssten die Behörden wenigstens einen Prozess gegen ihn eröffnen, und er könne sich dann öffentlich verteidigen. Es gebe viel zu sagen. So hätten die sogenannten Sicherheitsorgane vor zweieinhalb Jahren mit 60 Beamten ihre Wohnung gestürmt und alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest gewesen sei. Es war keine Razzia, sondern ein Raubüberfall. Zu Zeiten des Schahs, als sie vom damaligen Geheimdienst SAWAK heimgesucht wurden, habe sich dieser wenigstens nur für die Dokumente interessiert, nicht für ihr Geld.

Es entspreche auch nicht dem islamischen Gesetz (der Schari‘a), dass ihr Mann in den Medien vorverurteilt werde, dass der Generalstaatsanwalt öffentlich erkläre, es gebe keinen Grund zu einer Lockerung, solange ihr Mann nicht öffentlich bereue und den Schaden wieder gutmache, den er dem iranischen Volk mit seiner „Verschwörung“ zugefügt habe. Fateme Karubi spricht auch von dem Parlamentsabgeordneten Saleki – sie nennt ihn einen dem Volk aufgezwungenen Abgeordneten, ein Hinweis auf die unfreien Wahlen. Saleki hatte gar die Todesstrafe für die „Köpfe der Verschwörung“ gefordert.

Fateme Karubi schildert in drei Seiten ausführlich die Rechtsverletzungen, die das Regime gegen sie begangen hat, sie berichtet von den Besuchsverboten, die bedeuteten, dass ihr Mann weniger Rechte hatte als ein offizieller Gefangener, und schließt dann mit einem Zitat, aus dem die Überzeugung Ihres Mannes deutlich wird. Hier die an Präsident Rouhani gerichteten Worte von Ajatollah Karubi, des in illegaler Haft gehaltenen Präsidentschaftskandidaten aus dem Jahr 2009:



„Sie sollten den Wert des Volkes und den Schutz des Volkes zu schätzen wissen. Nun, da Gott die Gnade erwiesen hat, sollten sie auch die Stimmen des Volkes hüten. Bemühen Sie sich, dass die Rechte des Volkes, die Prinzipien, die im dritten Kapitel des Grundgesetzes niedergelegt sind, in die Wirklichkeit umgesetzt werden! Denn in einem System, das sich weder an die Schari‘a, noch an das Gesetz und die Menschenrechte hält, und in dem Tyrannei und Diktatur sich fest in seiner Struktur verankert haben, reicht die Stimme des einfachen Volkes nirgendwo hin.“

Diese Äußerung ist bemerkenswert für einen Ajatollah, der seinem Glauben treu geblieben ist, auch wenn er weiter mit illegaler Haft dafür büßen muss. Und statt sich der Forderung des Generalstaatsanwalts zu beugen, zu „bereuen“ und um Vergebung zu flehen, spricht er offen aus, was die Iraner alle zu fühlen bekommen. Dieser Staat ist eine Tyrannei, eine Diktatur, die kein Recht und kein Gesetz kennt.

Der Mann hat Mut, und seine Frau genauso!


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