Monday, February 11, 2013

Iran: Parlamentspräsident spricht vor Leichentüchern

Am Sonntag, den 10. Februar 2013, war der 34. Jahrestag der iranischen Revolution, nach dem iranischen Kalender also der 22. Bahman. An diesem Tag halten iranische Politiker und Geistliche traditionell Reden, so auch der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani. Ali Laridschani ist Abgeordneter für den Wahlkreis Qom, dem „Vatikan“ der iranischen Schiiten, und er wählte als Ort seiner Rede das Heiligtum „Haram-e Hasrat-e Ma°sume“ der Schwester von Imam Resa. Ein heiliger Ort also, wo man auch in anderen Orten Zurückhaltung an den Tag legt.

Nicht so in diesem Fall. Ali Laridschani hatte kaum angefangen zu reden, als ihn eine lautstarke Gruppe mit beleidigenden Worten beschimpfte, genauer mit Bezeichnungen, die der Religiöse Führer Ajatollah Chamene‘i benutzt hat, um damit seine Gegner zu qualifizieren. Nach den Parolen fuhr Laridschani mit den Worten fort: „So, Eure Parolen konntet Ihr ja nun rufen, machen wir jetzt weiter.“ Das war nicht im Sinn dieser Besucher. Vielmehr bewarfen sie Laridschani mit Steinen, wie sie die Betenden benutzen, wenn sie sich beim Beten verneigen und dabei mit der Stirn einen Stein (Mohre) berühren, und mit Schuhen. Laridschanis Beschützer fingen das ab, soweit es ging. Es half nichts, nun versuchte die Gruppe, von denen einzelne Personen sich in Leichentücher gehüllt hatten, das Absperrgitter wegzuräumen und zu Laridschani vorzudringen. Darauf hielten die Leibwächter den Moment für gekommen, Laridschani in Sicherheit zu bringen und sie räumten den heiligen Ort. An einem weiteren Platz in Qom ließ man Laridschani ebenfalls nicht zu Wort kommen.

Bis heute hat Laridschani wegen dieses Vorfalls keine Anzeige erstattet, und mehr noch, der Freitagsprediger von Qom Hodschatoleslam Sa‘idi, nahm nach der Vertreibung Laridschanis aus dem Heiligtum das Mikrophon in die Hand und sagte zu den Versammelten: „Ihr, die ihr die Hoffnung im Herzen des Führers seid, handelt so, wie er euch gebietet.“

Dies ist ein Hinweis auf die Worte von Ajatollah Chamene‘i, der vor einem Monat geäußert hatte, dass jeder, der seine politischen Streitigkeiten öffentlich austrägt, ein Feind des Landes sei.

Und es ist ein Hinweis darauf, dass der Freitagsprediger eine Vorstellung davon hatte, wer da die Veranstaltung störte.

Es fällt ebenfalls auf, dass die Sicherheitskräfte, die im Iran keine Hemmungen zeigen, wenn es um das Niederprügeln von Zivilisten geht, sich vornehm zurückhielten und nicht eingriffen, von Verhaftungen ganz zu schweigen.


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