Monday, April 22, 2013

Amerikanischer Wahlkampf im Iran

Offiziell ist der Wahlkampf im Iran zwar noch nicht eröffnet, aber der derzeitige Präsident Ahmadineschad nutzt seine Ressourcen – den gesamten Verwaltungsapparat, um Werbung für sich zu machen. So veranstaltete er in der Vorwoche eine Riesenparty im Teheraner Freiheits-Stadion, zu der er aus dem ganzen Iran Leute ankarren ließ. Den Leuten wurde auch ein anständiges Essen versprochen und für ihre Dienste erhielten sie auch Vesperpakete.

Schon die Bekanntgabe der Feier löste unter den Zeitungen der Geistlichkeit heftige Proteststürme aus. Ahmadineschad wurde von allen Seiten vorgeworfen, er wolle auf dieser Party Mascha‘i, den Vater seiner Schwiegertochter, als Kandidaten für die kommenden Präsidentschaftswahlen vorstellen. Alle ereiferten sich darüber, dass das gegen die Gesetze verstoße, weil der Wahlkampf noch nicht eröffnet sei, und was geschah? Auf der Feier tauchte Mascha‘i nicht einmal auf, und auch keine Wahlkampfparolen ertönten. Aber den Zweck hatte die Provokation erfüllt. Ahmadineschad war Tag für Tag in der Presse seiner Gegner, und das kostenlos.

Im Stadion, das für 100.000 Personen gebaut ist, waren nach Schätzungen der Polizei 50.000 bis 60.000 Personen versammelt.



Und im besten US-Stil hatte Ahmadineschad zur Feier seine Jubelmädchen aufstellen lassen, die sich auch ordentlich ins Zeug legten (siehe Video). Das Echo im Publikum war wohl bescheiden, sonst hätte die Kamera das auch erfasst.

Das heißt aber nicht, dass die Besucher der Feier ruhig dagesessen hätten. Als das versprochene Mittagessen länger auf sich warten ließ, als dies die Mägen der Zuschauer erdulden konnten, wurden tatsächlich Parolen gerufen.

Zwar nicht „Bahar, bahar“ (Frühling, Frühling), wie die Ajatollahs befürchteten (das ist nämlich Ahmadineschads Wahlkampfmotto), sondern „Nahar, nahar“ (Mittagessen, Mittagessen).

Auch der Spruch „Tup, Tank, Feschfesche, Nahare ma tschi mische“ erklang aus der Menge:

„Kanonen, Panzer, Raketen – wo bleibt unser Mittagessen!“

Wir sehen, der Iran verfügt über eine reiche Kultur, wenn es um das Rufen von Parolen geht.



Und wenn der Präsident gemeint hat, er würde das Stadium voll kriegen, hat er Recht behalten.

Zwar nicht mit Publikum, aber mit Müll.




der eine im Cowboy-Hut (Ronald Reagan)




der andere..




im Ölscheich-Look (Ahmadineschad)



Das war nur eine Station in der Wahlkampfetappe

Vorgestern und gestern besuchte Ahmadineschad die Erdölregion Chusestan. Dort lebt die arabische Minderheit des Irans, unter der in den letzten Jahren und Monaten zahlreiche politische Verhaftungen vorgenommen wurden. Davon redete Ahmadineschad natürlich nicht, dafür ließ er es sich aber nicht nehmen, sich wie einen arabischen Scheich einkleiden zu lassen. Die Köllner sollten ihn unbedingt mal zum Karneval einladen!

Die Regisseure des Wahlkampfes sorgen dafür, dass er auch bei seinem Besuch in Chusestan vom „Volk“ begeistert empfangen wurden. So überreicht der eine Herr dem Präsidenten einen Brief, der groß mit den Worten beschriftet ist:




„Erst Gott, dann Sie.“ (ogottogottogott, würde ernst jandl sagen)


„Awwal Choda, ba‘d schoma.“ – Erst Gott, dann Sie. (Also gleich an zweiter Stelle).


Und jetzt hat Ahmadineschad es schon wieder geschafft, in die Schlagzeilen aller Zeitungen zu kommen. So erklärte er, er sei bedroht worden, aber er lasse sich nicht von seinem Weg abbringen und werde sich für das Volk opfern.

Getroffene Hunde bellen, so tobten schon wieder die Zeitungen aus der Ecke des Religiösen Führers gegen diesen Mann. Das sei doch pure Lüge, solle er doch Namen nennen…


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