Monday, April 1, 2013

Iran: Neujahrsbotschaft von Gouhar Eschqi

Der iranische Wahlbetrugspräsident Ahmadineschad hat sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, eine Neujahrsbotschaft an das iranische Volk zu richten. Sein Wahlbetrugshelfer und Ziehvater Ajatollah Chamene‘i, der sonst überhaupt nichts vom persischen Neujahr (Nourus) hält, hielt dieses Jahr mit einer Neujahrsansprache ebenfalls Premiere. Beides sind Politiker, wie sie im Buche stehen, in Stuttgart würde man sie kurz als LGNPCK bezeichnen.

Solche Ansprachen sind Lügen und es ist schade um die Zeit, die man damit verbringt, sie zu hören oder zu lesen. Die Neujahrsbotschaft von Gouhar Eschqi ist von anderer Qualität. Gouhar Eschqi ist die Mutter von Sattar Beheschti, der von den iranischen „Sicherheitskräften“ in vier Tagen Haft zu Tode gefoltert wurde. Das iranische Parlament, der Generalstaatsanwalt und andere amtliche Institutionen waren von Anfang an bemüht, die Fakten zu verschleiern statt aufzuklären, und so weist die Mutter jetzt in ihrer Neujahrsbotschaft mit klaren Worten darauf hin, dass von der Täterseite bis heute niemand gekommen ist, um auch nur sein Beileid für den Sohn auszudrücken. Gekommen sind lediglich der Sohn des verstorbenen Großajatollahs Montaseri und einer der Reformisten namens Baghi.

Aber hören wir selbst, was die Mutter zu sagen hat:

http://rahekargar.wordpress.com/2013/04/01/108521/

(Das erscheinende Bild muss man evtl. anklicken, damit das Video läuft.)

„Ich, die Mutter von Sattar Beheschti, grüße das iranische Volk zum Neujahrsfest Nourus. Dies ist das erste Neujahrsfest, das ich ohne Sattar verbringe, an dem ich schwarze Kleidung trage und um Sattar trauere. Keiner der Verantwortlichen ist zu mir gekommen, seit Sattar umgebracht wurde. Ich will, dass eine öffentliche Gerichtsverhandlung stattfindet, ein Gericht des Volkes (also demokratisch), ein faires Gericht. Herrn Baghi und Herrn Montaseri danke ich von Herzen, dass sie mich besucht haben. Den Müttern, (die auch ihre Kinder aus diesen Gründen verloren haben) spreche ich meinen Glückwunsch zum Neujahr aus, und ich küsse jeder von ihnen das schöne Gesicht. Auch den Taxi-Fahrern auf der Route Robade Qadim, die mich jeden Tag (zum Grab meines Sohnes) fahren – das ist mein täglicher Weg – und jedesmal, wenn sie mich sehen, zurück bringen, denen danke ich wirklich von ganzen Herzen und spreche ihnen meinen Glückwunsch zum Neujahr aus. Wirklich, ich danke allen, die mir den Rücken gestärkt haben, seit mein Sattar (mein Sohn) umgebracht wurde. Wirklich, ich bin den Menschen sehr dankbar, die mich unterstützt haben. Also, von den Verantwortlichen ist seit der Zeit, als Sattar umgebracht wurde, bis heute keiner gekommen, um mich zu besuchen. Ich bin eine Mutter, die viel durchgemacht hat („dagh dide“ – sagt man von einer Mutter, die ihr Kind im jungen Alter verloren hat), die viel erlitten hat, er war der, der sich um mich gekümmert hat, er war alles für mich, er hat das Geld, das Brot für mich verdient, sie haben ihn unschuldig umgebracht, keiner (von den Verantwortlichen) hat mich aufgesucht, um mich zu trösten. Warum? Ich will wissen, was ist die Schuld meiner Kinder? Nicht nur mein Sattar, ich meine Tausende Sattars. Teilen wir ein Stück (dieses Leids) durch vier und dann noch mal durch vier und geben deren Müttern (gemeint sind die Mütter der Verantwortlichen) dieses Stückchen, damit diese spüren, was die (= die Mütter der Tausende Sattars) alles leiden. Die Mutter von Sattar ist tagsüber am Grab von Sattar, nachts steht sie vor dem Bild von Sattar. In den vier Monaten, seit mein Sohn umgebracht wurde, habe ich weder richtig geschlafen noch auf mich geachtet. Ich lebe mit seinen Photos (auch: seine Photos halten mich am Leben). Warum? Was war denn die Schuld meines Kindes? War mein Sohn noch schlimmer als Rigi? Rigi wurde immerhin sechs Monate lang verhört. Was war die Schuld meines Kindes, das es schon nach vier Tagen umgebracht wurde? (Rigi war ein balutschischer Führer, der angeblich eine Terrorgruppe leitete, die iranische Pasdaran umbrachte. Er war vor seiner Hinrichtung noch sechs Monate in Haft. Sattar Beheschti wurde dagegen schon nach vier Tagen Haft zu Tode gefoltert.) Warum? Warum sollte er schon nach vier Tagen umgebracht werden? Was war seine Schuld? Sollen sie mir sagen, was er getan hat. Ich bin schließlich seine Mutter. Ich bin bereit, dass sie mich abholen und erschießen, ich bin ja seine Mutter. Wenn er schuldig ist, bin ich es auch, wenn die Kinder von den anderen Müttern schuldig sind, sind ihre Mütter es auch, dann erschießt sie doch auch. Ich bin bereit, noch ein weiteres (Kind) für den Iran zu opfern, Sattar habe ich ja schon für den Iran geopfert (hier meint sie ihre Tochter, das einzige verbliebene Kind), aber die Akte von Sattar lasse ich nicht schließen! (Das Regime hatte ihr sogar Geld angeboten, damit sie den Mund hält und die Behörden den Foltertod in aller Ruhe vertuschen können.) Ich bitte die Verantwortlichen, die, die den Fall bearbeiten, ich flehe sie an, ich beantrage, dass das Verfahren meines Sohns in diesem Neuen Jahr öffentlich und demokratisch sein soll. Dies (die Kugel) hat mir die Schwiegertochter von Ajatollah Montaseri geschenkt, das ist aus Schaumstoff (esfandsch), ich habe sie hier hingestellt, zu den Märtyrern, damit keiner einen bösen Blick auf meinen Sattar wirft. Ich will wissen: Was war denn die Schuld von Said Zeynali, dass seine Mutter zu mir kommt, ihren Kopf an meine Brust legt und weint? Was war denn die Schuld von Behnud, dass seine Mutter nichts mehr aus sich herausbringt, wenn sie zu mir kommt? Was war denn die Schuld von Sohrab? Was war die Schuld von Mostafa? Ich will, dass die jungen Frauen, die im Gefängnis sind, freigelassen werden, sich um ihre Familie kümmern können, dass die jungen Männer, die im Gefängnis sind, rauskommen und ihr Leben weiterführen können, heiraten. Was haben sie angestellt, dass sie im Gefängnis sind? Die Kinder in unserem Staat müssen frei sein und nicht im Gefängnis sitzen. Wir sollten gar keine Gefangenen haben! Warum? Die jungen Frauen sollten rauskommen, einen Haushalt führen, Kinder auf die Welt bringen. Für die jungen Männer gilt das gleiche. Und diejenigen, die Frau und Kinder haben, sollten sich um Frau und Kinder kümmern können. Nicht, dass Frau und Kinder in Not leben müssen. Statt dass sie gefoltert werden. Warum? Was ist die Schuld unserer Kinder, dass sie unter der Folter … Meine Kind wurde in vier Tagen durch die Folter umgebracht. Unschuldig! Und ich bin die Mutter dieses Kinds. Ich bin bereit, dass sie mich erschießen. Ein Kind habe ich für den Iran geopfert, ein zweites opfere ich – ich habe noch eine Tochter, aber das Verfahren von Sattar lasse ich nicht einschlafen.

Und nicht nur das Verfahren von meinem Sattar, das von allen Sattars. Ich bin die Anwältin aller Mütter, deren Kinder wie mein Kind sind (also umgebracht wurden), ich spreche für alle diese Mütter.


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